Wege der Ganzwerdung

Fluorit – Der bunte Stein der Fastnachtszeit

Bunt wie die Karnevals-Narren kann Fluorit auftreten, in grellen Farben, deren Ursache mineralogisch noch manches Rätsel aufwirft. Auch leuchtet er UV-bestrahlt im Dunkeln, wodurch die Fluoreszenz zu ihrem Namen kam. Fluorit ist daher durchaus passend für die gegenwärtige Zeit, wenn das Licht in der dunklen Jahreszeit wieder zunimmt und die Faschingsumzüge den Winter auszutreiben versuchen. Was in diesem Jahr (zumindest hier in Süddeutschland) keine Kunst zu sein scheint – aber wer weiß…

Ursprung und Entstehung

Fluorit ist die latinisierte Form des Namens „Flußspat“, mit dem dieser Edelstein seit dem 18. Jahrhundert benannt wird. „Fluß“ bezeichnete im Bergbau früher stets „Mineralien unbekannter Zusammensetzung“, „Spat“ bedeutete schlicht „spaltbarer Stein“. Damit war dieser bunte, zerbrechliche, meist in würfeliger Form auftretende Stein zunächst ausreichend charakterisiert. Seine Bildung und Zusammensetzung blieb jedoch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unbekannt, erst durch die Entdeckung des im Fluorit enthaltenen und nach ihm benannten Elements Fluor kam Licht ins Dunkel. Dieses Fluor ist ein sehr aggressiver Stoff, es besitzt die stärkste chemische Aktivität aller Elemente und ist in der Lage, sich mit fast allen anderen Elementen zu verbinden.

Da Fluorit erst in den letzten Jahrhunderten als eigenständiges Mineral identifiziert wurde, gibt es für ihn keine älteren mythologischen oder heilkundlichen Überlieferungen. In der Antike wurde Fluorit je nach Farbe mit anderen Edelsteinen identifiziert: Grüne Fluorite z.B. galten als eine Varietät des Smaragd. Heute wissen wir, daß Fluorit der ätzenden, giftigen und stechend riechenden Flußsäure entstammt – einer Säure, die sogar Glasgefäße auflöst. In der Natur tritt Flußsäure vor allem in Gasen und Flüssigkeiten magmatischen Ursprungs auf, weshalb wir Fluorit meist dort finden können, wo sich diese ihren Weg aus dem Erdinneren in Richtung Oberfläche gebahnt haben: in Erzgängen, Spalten und Gesteinshohlräumen.

Fluorit in der Steinheilkunde

Auch zum Erfassen der heilkundlichen Eigenschaften des Fluorits ist die Flußsäure ein wichtiger Schlüssel. Nach dem homöopathischen Prinzip „Ähnliches heilt Ähnliches“ hilft Fluorit interessanterweise, genau jene Leiden zu lindern und zu heilen, die durch einen Kontakt mit Flußsäure entstehen würden.

So hat der Hautkontakt mit Flußsäure z.B. die unangenehme Folge, daß die Haut von der Säure verätzt, mühelos durchdrungen und darunterliegendes Gewebe bis hin zu den Knochen angegriffen wird. Entsprechend hilft Fluorit bei vielen Haut-, Gewebs- und Knochenbeschwerden. Er lindert Juckreiz und Hautausschläge (auch allergische Reaktionen) und fördert das Verheilen eiternder Wunden. Fluorit hilft bei Geschwulsten, Verwachsungen, verhärteten Knochen, Haltungsschäden und versteiften Gelenken. Er fördert generell die Beweglichkeit.

Die innere Einnahme verdünnter Flußsäure führt zu Bauchschmerzen, Krämpfen, Erbrechen, Durchfällen und Schock – entsprechend hilft Fluorit bei Übelkeit, Magen- und Darmbeschwerden und fördert die Verdauung. Als Dampf eingeatmet greift Flußsäure die Schleimhäute an und führt zu Husten, Atemstörungen und Lungenödemen. Daher wirkt Fluorit nach dem Ähnlichkeitsprinzip schützend (Schleimhäute) und befreiend (Atem). Insbesondere bei Husten kann er hervorragend helfen.

Darüber hinaus stärkt Fluorit das Nervensystem, insbesondere das Großhirn, und wird daher auch bei Konzentrationsstörungen, Lern- und Gedächnisschwäche erfolgreich verwendet. Fluorit verbessert die Auffassungsgabe und hilft, aufgenommene Informationen schneller zu verarbeiten. Auch hier zeigt sich seine Stärke in der Beweglichkeit und Schnelligkeit – er ist stets eine Hilfe, wenn es darum geht, etwas rasch zu verstehen und flink zu reagieren.

Da Fluorit in verschiedensten Farben auftritt, können die genannten Wirkungen durch eine gezielte Farbauswahl unterstützt werden: Für Haut und Nerven sind klare und violette, für Gewebe und Allergien grüne, für Schleimhäute und Atemwege blaue, violette und grüne, für Knochen farblose und für Magen und Darm gelbe Fluorite am besten geeignet. Zur Anwendung wird Fluorit am Körper getragen, im Bereich der betroffenen Organe aufgelegt oder als Edelsteinwasser innerlich eingenommen. Dazu wird der Stein für acht bis zwölf Stunden in ein Glas Wasser gelegt, welches danach schluckweise über den Tag verteilt getrunken wird. Dabei keine Sorge: Das Fluor ist im Fluorit fest an Calcium gebunden, der Stein ist völlig ungiftig!

Freihheit und Beweglichkeit

„Wie oben, so unten – wie unten, so oben!“ Dieser hermetische Spruch bringt auf einen Nenner, daß sich körperliche und geistige Eigenschaften wechselseitig bedingen. So finden wir die körperlichen Wirkungen des Fluorits auch in ihrer geistigen Entsprechung wieder: Beweglichkeit, Schnelligkeit und Freiheit, rege wie das Element Fluor, sowie die Fähigkeit, etwas zu erfassen, zu „verdauen“, zu erlernen und zu verstehen – Fluorit ist ein Edelstein, der Freigeist, Selbstbestimmung und Individualität fördert. Er hilft, sich von einengenden Verhaltensmustern, fixen Ideen und unterdrückerischen Strukturen zu lösen – und kann dabei so „ätzend“ wirken, wie die glasauflösende Flußsäure selbst. Dadurch öffnet er den Weg für neue Erfahrungen, tiefere Erkenntnisse und ein umfassenderes Verständnis des eigenen Lebenswegs.

Was wir im späten Winter mit Fasching und Karneval für eine kurze Zeit suchen und erleben – die Befreiung von den gewohnten Regeln und Gesetzen, die Unterbrechung der Routine, das Ausleben unserer individuellen Wünsche und Gefühle – ist die zentrale Qualität des Fluorits. Doch geht es bei ihm nicht um den kurzen Rausch, dem unvermeidlich der Aschermittwoch folgt, sondern um eine bewußte, dauerhafte Lebensgestaltung, die Ordnung und FReiheit integriert. Gerade im Winter macht uns die Erstarrung der Natur oft die eigenen starren Lebensstrukturen bewußt. Die Ungeduld, mit der wir uns nach dem Frühling sehnen (und die kurzzeitig dem Karneval Bahn bricht), wird genährt von dem ebenso ungeduldigen Wunsch, manch uralte erstarrte Lebensstruktur endgültig zu brechen oder „wegzuschmelzen“. Was uns die „Bergkristall-Zeit“ des Jahreswechsels bereits vor Augen geführt hat, soll sich in der „Fluorit-Zeit“ endlich lösen. Und genau daran beginnt Fluorit zu arbeiten – zunächst im Geiste nur, doch was sich jetzt zu bewegen und zu wandeln beginnt, kommt mit dem Frühling spätestens in Fluß…

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Gienger Michael

Veröffentlicht von

Michael Gienger arbeitet als Autor, Herausgeber, Seminarleiter, Referent und Initiator von »Fair Trade Minerals«. Zahlreiche Publikationen im Bereich der Steinheilkunde. Michael Gienger beseelt ein Wunsch: Beizutragen zu einer lebenswerten Welt voller Glück und Erfüllung sowie zum Wohle aller Wesen!

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